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Savoy Grand - Burn The Furniture (oder die Entdeckung der La

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22 Jahre 2 Monate her #5616 von Merivel
Erscheinungsdatum: 28. Januar 2002

freenet 92,2 MB

Lame 3.91 --alt-preset extreme








P. Felkel in Nusikexpress 2/02: "Der Pseudo-Titeltrack fehlt einem gar nicht, so majestätisch und melancholisch, so poetisch und packend, so luftig und lakonisch ist es, was die Herren Langley, Mayne, O'Riordan und Sutton 57 Minuten lang zelebrieren: die Langsamkeit nämlich. Und die Stille. Eine Stille, in der für Momente Lärmblasen platzen und - ehe man sich's versieht - wieder Ruhe einkehrt. Schließen Sie die Augen, hören Sie zu, und Sie werden glauben, ein Engel ginge durch den Raum."



INTRO
Vor etwas über einem Jahr erschien ein Debüt, das von Savoy Grand - und pustete alles weg. Und das gänzlich ohne Härte oder Böse-Wolf-Manier. In episch angelegter Ruhe, formatsprengender Langsamkeit und voll mit geilen Momenten von Verzweiflung und Pathos entzündeten die Songs die rote Laterne des Pop. Denn trotz aller Exaltiertheit in Nicht-Geschwindigkeit und Songwriter-Katharsis war jeder einzelne Song ein Hit in (Rest-) Pop. Rote Laterne - es lohnte wieder zurückzubleiben. Und dort trafen sich dann auch schön viele (Typen). Typisch Typen - denn entweder bekam die Band jene zugeführt, die auf ewig nicht bereit waren, von wunderbarem bis hoch-narzisstischem Männer-Gitarren-Indie abzulassen, und ohnehin hinten anstanden, oder die Typen kamen via des gerade ausgemachten "quiet is the new loud'-Hypes auf Savoy Grand zurück. So entstand die dankbare Situation, dass diese großen leisen Töne nicht in dem ganzen Geschwätz und Gezetere des Augenblicks untergingen. "Dirty Pillows' kam an - und bei dem Nachfolger sehe ich mich nun auch nicht mehr so halbhysterisch in der Pflicht, ihn ja unter die Leute bringen zu wollen. Wer's weiß, kann es schon wissen. Das beruhigt. "Burn The Furniture' ist dann eben auch bloß ein konsequenter Nachfolger des Erstlings. Und bis jetzt schwang immer, wenn ich solche Verweise getippt oder gelesen habe, auch immer etwas Bad Religion und "gähn' mit. Hier und jetzt wirklich nicht. Songs wie das bereits vorab via EP ausgekoppelte "Survivor' kann man gar nicht hoch genug schätzen und schreiben. Der Stil der Stille bleibt sich bis auf einen lärmigen Freejazz-Ausbruch gegen Ende des Albums treu. Würdevoll hüftsteifes Schlagzeugspiel, ausklingende Akkorde und entblößte Gedanken zwischen Wohl und Wehe machen immer noch alles gut. "Mut zur Schwäche', nannte das Martin Büsser in dem Artikel zur Band vor einem Jahr. Und das Hermetische dieser Engländer stellt besonders die Titelwahl heraus. Von der Hyper-Authentizität des Namens "Dirty Pillows' drängt es die - ja, in Wohnzimmern probende - Band nun zu "Burn The Furniture'. Das transportiert - viel stärker noch als Ironie, die sich aus der Spannung von Titel und musikalischer Realität ergibt - diese Schwelle zum Selbsthass, die solche Nummern nämlich erst wirklich groß macht. Verbrennt das Mobiliar - ist kein anti-bürgerliches Hippie-Ding, sondern im Falle von Savoy Grand der Zwang, eigene Wunden zu schlagen und zu öffnen. Du musst immer dahingehen, wo dein Schmerz ist, sang mal ein anderer großer weißer leidender Mann. Daraus entsteht neben Schund dann auch immer etwas so Großartiges wie zum Beispiel Platten dieser Band.
Linus Volkmann / Intro - Musik & so
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motorhorst.de/plattentests
"A trained dog is a happy dog / You don't bend, you break / I've been here for too long / My first mistake". Sonne ist es nicht gerade, die aus den ersten Zeilen von "Burn the furniture" herauslugt. Im immerwährenden Herbst von Savoy Grand ist der Himmel stets bewölkt. Da es draußen so unwirtlich ist, macht man es sich wohl besser in der guten Stube gemütlich. Noch einen Scheit auf den bereits lodernden Kamin legen, den guten Rotwein aus dem Keller holen und sich in eine Decke einkuscheln. Wenn jetzt alle Lichtquellen bis auf das Flackern des Feuers abgedunkelt sind und die Geräusche immer leiser werden, bis man eigentlich nur noch den eigenen Herzschlag hört - genau dann ist man in der richtigen Stimmung für das neue Werk der selbsternannten Gods Of Thunder.
Mit Donner allerdings haben die grazilen Klänge des Vierers aus Nottingham nur indirekt zu tun. Zwischen den entfernt erklingenden Anschlägen der Saiten aber bleibt einem vor Anspannung fast der Atem stehen. Die einzelnen Noten lassen sich mit Händen greifen. Butterweich flüstert eine Orgel, während die Gitarren den sanften Nachhall ihrer Saiten bis fast ins Unermeßliche auskosten. Fast unbemerkt wagt sich ein warmer Baßlauf an die Oberfläche. Ein verlorenes Klavier naht heran und füllt einige der klaffenden Lücken im Klangbild. Doch kein Wind pfeift durch die Löcher. Es ist ein leichter Hauch, der sich anschmiegen möchte.
Die spartanisch ausgestatteten Arrangements lassen es fast natürlich wirken, den Kopf hängen zu lassen. Wenn nun Graham Langleys Melancholie durch die niedergeschlagenen Gefühlswelten umherschlendert, hat sie es wirklich nicht eilig. Zwischen den Schlägen auf die Trommeln und Becken kann sich Percussionist Kieran O'Riordan oftmals gemütlich ein Glas Rotwein einschenken. Gegen Savoy Grand klingen selbst Starsailor fast schon wie Speedmetal. Wie schon beim Vorgänger "Dirty pillows" ist es der nicht gespielte Laut, der sich unnachahmlich im Gehör festsetzt. Hauchzart streichelt das Konzert der einsamen Klänge über die Ohren, und noch immer pocht das Herz nur ganz langsam. Die Stille wird zum Instrument.
Ein Gefühl der Weite breitet sich in den Verästelungen von Songs wie "Moonlit" oder "Face down in a fountain" aus. Auch in den gelegentlichen aufbrausenderen Augenblicken macht sich der allgegenwärtige Schwermut bemerkbar. Dann und wann zerrt ein weinendes Crescendo an Gitarren und Nerven. Zwischen Depression und Resignation lodert auf "Burn the furniture" aber immer noch das Feuer der Leidenschaft. In Langleys Hand ruht ein Streichholz, mit dem der unglücklich Verlassene die Erinnerungen loswerden will. Anstatt aber gleich die gesamte Einrichtung heiß zu sanieren, nimmt er sich erst einmal ihre Briefe vor: "I burned my stupid little fingers / Lightning your letters". Wenn Langleys helle Stimme klagend fragt "Why did you disappear?", kann man seine Tränen förmlich fallen hören. Und doch glimmt unter den Scherben der zerplatzten Träume auch immer noch ein Funken Hoffnung: "Your old friends blessed me with love / They say you asked them to send."



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viel Spaß wünscht,
Merivel

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22 Jahre 2 Monate her #5699 von
Danke für die Zugangsdaten
Fertig
Speed Freenetmäßig am Anschlag

Ein wirklich tolles Album :D


bigTHX
schiwago

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