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With God On Our Side

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21 Jahre 1 Monat her #14866 von OskarMaria
With God On Our Side wurde erstellt von OskarMaria
Der Krieg hat begonnen. Die Nachrichtensendungen versuchen ihr Bestes, uns alle möglichen Facetten direkt ins Wohnzimmer zu liefern. Dort sitzen wir ohnmächtig in der ersten Reihe, schauen zu wie die einzige verbliebene Supermacht ihre militärische Überlegenheit zur Schau stellt. Die Computerspiele meiner Kids sind technologische Realität geworden. Präzisionsbomben treffen lasergesteuert ihre Ziele punktgenau. Vor Bildschirmen hocken die Soldaten, wählen lohnende Ziele aus und übermitteln deren Koordinaten den intelligenten Bomben.

Währenddessen warten High-Tech-Rambos in der Wüste auf den Einmarsch in Feindesland. Warten darauf, dass ihnen aus der Luft das Terrain bereitet wird. Dass durch Bombenteppiche auf feindliche Stellungen der Gegner ausgelöscht wurde oder zumindest so geschwächt, dass keine ernsthafte Gegenwehr zu erwarten ist. Die schmutzige Arbeit bleibt sowieso den Söldnern überlassen, den Gurkha-Kriegern der britischen Armee, die im Grabenkampf darauf gedrillt sind, ihre Gegner mit bloßem Messer aufzuschlitzen.

Die aufgeklärte Welt lacht nicht mehr über den Kommandanten des Infernos - jenen Schorsch DabbelJuh Bush, der nicht mal mit einer ordentlichen Mehrheit Präsident geworden ist und der sich heute anschickt, das unvollendete Werk seines Vaters zu vollenden. Damals, im ersten Golfkrieg, hatte Papa den Marsch der alliierten Truppen auf Bagdad gestoppt. Saddam Hussein wurde nicht militärisch abgesetzt und durfte weiter der Weltgemeinschaft auf der Nase herum tanzen.

Klein Bush zeigt seinen Kritikern, dass man ihn erst nehmen muss. Da hatten Leute ihn ausgelacht ob seiner bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten. Nicht mal zum Bücherlesen wäre der Wichtel fähig. Und selbst wenn er regelmäßig lesen würde, zweifelte man öffentlich daran, dass er das Gelesene auch verstehen würde. Nein – Bush Junior mag zwar kein Genie sein, aber ein Dummkopf ist er nicht. Er hat ein richtiges Gespür dafür, was in seinen Augen richtig und falsch ist. Um ihn zu verstehen, bedarf es keiner tief schürfenden Analyse, es reicht ein Griff ins Plattenregal, da wo die ganz zerkratzten Platten unserer Jugend stehen.

Vor knapp vierzig Jahren hat Bob Dylan einen bemerkenswerten Song geschrieben, der die Befindlichkeit der amerikanischen Gesellschaft und ihres Präsidenten in knappen Worten beschreibt und der heute deshalb aktueller ist denn je. Es sind nicht die Intellektuellen der Westküste, es sind nicht die aufgeklärten Liberalen an der Ostküste, die das amerikanische Bewusstsein repräsentieren – sondern die Menschen im Mittleren Westen. Die noch an den überragenden Wert der amerikanischen Tugenden glauben – Fleiß, Familie, Gesetz und Religion.

Oh my name it is nothin'
My age it means less
The country I come from
Is called the Midwest
I's taught and brought up there
The laws to abide
And that land that I live in
Has God on its side.

Oh the history books tell it
They tell it so well
The cavalries charged
The Indians fell
The cavalries charged
The Indians died
Oh the country was young
With God on its side.

Oh the Spanish-American
War had its day
And the Civil War too
Was soon laid away
And the names of the heroes
I's made to memorize
With guns in their hands
And God on their side.

Oh the First World War, boys
It closed out its fate
The reason for fighting
I never got straight
But I learned to accept it
Accept it with pride
For you don't count the dead
When God's on your side.

When the Second World War
Came to an end
We forgave the Germans
And we were friends
Though they murdered six million
In the ovens they fried
The Germans now too
Have God on their side.

I've learned to hate Russians
All through my whole life
If another war starts
It's them we must fight
To hate them and fear them
To run and to hide
And accept it all bravely
With God on my side.

But now we got weapons
Of the chemical dust
If fire them we're forced to
Then fire them we must
One push of the button
And a shot the world wide
And you never ask questions
When God's on your side.

In a many dark hour
I've been thinkin' about this
That Jesus Christ
Was betrayed by a kiss
But I can't think for you
You'll have to decide
Whether Judas Iscariot
Had God on his side.

So now as I'm leavin'
I'm weary as Hell
The confusion I'm feelin'
Ain't no tongue can tell
The words fill my head
And fall to the floor
If God's on our side
He'll stop the next war.


In Washington DC sitzt jener Präsident aller Amerikaner und der ist keineswegs dumm. Denn um diesen Sessel zu erobern, bedarf es außergewöhnlicher Fähigkeiten. Dazu gehört auch, die komplexen Dinge unserer Weltordnung auf einen einfachen Nenner zu bringen. George W. Bush misst mit der Meßlatte des amerikanischen Durchschnittsbürgers. Er will Vergeltung für die Schmach des 11. Septembers, genau so wie er davon überzeugt ist, dass seine amerikanischen Ideale das ideale Rezept für fast alle Länder dieser Erde sind.

Ausgestattet mit diesem Sendungsbewusstsein kann er Beschlüsse der Vereinten Nationen getrost ignorieren, kann er die Befindlichkeiten des alten Europas zur Seite wischen. Amerika und sein Präsident wissen ganz genau, dass sie für eine gerechte Sache eintreten und dass deshalb auch Gott auf ihrer Seite sein wird. George W. Bush ruht in dieser Gewissheit, wird nicht geplagt von Selbstzweifeln oder der Sorge je eine falsche Entscheidung getroffen zu haben: You never ask questions, when God's on your side.

Das Gekrächze von Bob Dylan habe ich aktuell leider nicht vernommen. Der alte Zausel hat es ja auch in den vergangenen Jahrzehnten vermieden, zu aktuellen politischen Fragen Stellung zu beziehen. Vielleicht hat ihm niemand gesagt, dass sein Land mal wieder in den Krieg zieht. Und auch die Betroffenheit meiner Generation hält sich stark in Grenzen und erinnert mich an die staatstragend formulierten Äußerungen unserer Regierung, die es nicht endgültig mit den amerikanischen Partnern verderben will und deshalb um den heißen Brei herumredet. Nur unsere Jugend scheint wieder aus der Wohlstandslethargie aufzuwachen und demonstriert mit Macht. Das beruhigt ungemein.

OskarMaria


Sozusagen als musikalische Begleitung stellt dYlan, ein neues fkgm-Mitglied, die gesammelten Werke Bob Dylans via Soulseek zur Verfügung. board.fkgm.de/viewtopic.php?t=4069

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