Für Freunde der Musik von Patricia Kaas:
Im Januar 03 soll der Film mit der Musik des Albums "Pianobar" in Deutschland anlaufen
AND NOW... LADIES AND GENTLEMEN
Frankreich 2002
Regie: Claude Lelouch
Darsteller: Patricia Kaas, Jeremy Irons, Thierry Lhermitte, Alessandra Martines, Claudia Cardinale
115 Minuten
Verleih: Constantin Film (Start am 30.1.03)
www.constantinfilm.de
Der Dieb, die Sängerin und das Vergessen: in Claude Lelouchs "And now ... Ladies and Gentlemen" kreuzen sich die Wege von Patricia Kaas und Jeremy Irons und schlägt das Leben trickreiche Kapriolen
Claude Lelouch, der wohl kommerziell erfolgreichste Regisseur des französischen Nachkriegskinos ("Ein Mann und eine Frau"), hat sich wieder einmal eine aus zum Teil wahren und selbst erlebten Begebenheiten zusammengeschusterte Geschichte ausgedacht, die viel riskiert, am Ende trotz einiger Verlustpunkte aber doch gewinnt. Sie erzählt vom reumütigen Betrüger Valentin (Jeremy Irons) und der vom Liebhaber verlassenen Barsängerin Jane (Patricia Kaas). Was sie eint, ist das Vergessen, sind zunehmend häufiger auftretende Blackouts. Schon kurz nach ihrer ersten Begegnung in einem marokkanischen Hotel erklärt sie vor Zeugen, mit ihm die Nacht verbracht zu haben. Ob aus Höflichkeit oder durch seine/ihre Amnesie bedingt, will oder kann er sich trotz des durchaus reizvollen Gedankens partout nicht daran erinnern. Vielleicht hat das nächtliche Rendezvous aber auch gar nicht stattgefunden. Denn im Grunde ihres Herzens lehnen beide weitere Romanzen in ihrem Leben ab.
Wie auch immer. Lelouch treibt hier ein riskantes Spiel mit dem Zuschauer. Zwar weist er anfangs durch die partielle Reduktion von Farbe auf das Abtauchen in die erinnerungslose Traumwelt hin, lässt aber später, als das Stichwort Amnesie benannt ist, dieses Stil- und Hilfsmittel beiseite und den Betrachter damit allein mit der Entscheidung, was denn nun richtig und was nur vom Unterbewusstsein ausgedacht sein könnte.
Schade ist, dass Lelouch schon sehr früh des Rätsels Lösung preisgibt. Er tut dies durch einen atmosphärisch zwar gelungenen Einstieg mit einem Heilungsversuch durch Handauflegen und beschwörende Klagegesänge einer marokkanischen Schamanin, verliert sich umgekehrt durch wiederholte, wenngleich durchaus originelle Beispiele der Trickbetrügereien des Juwelendiebs Valentin in seinem Erzählfluss. Auch sind in dieser lang geratenen Exposition zahlreiche phrasenhafte Floskeln über den Verlust von Liebe und das Wesen vom Glücklichsein zu ertragen.
Fesselnd wird der immer wieder durch Auftritte mit jazzigen Klängen von Jane/Patricia Kaas aufgelockerte Film mit dem Ortswechsel nach Marokko. Vor der ebenso mythischen wie mystischen Kulisse so faszinierender Städte wie Fes und Essaouira verstärkt sich der geheimnisvolle Rahmen der Geschichte. Zudem werden mit Claudia Cardinale und dem Wallfahrtsort Moulay-Yacoub mit dem Grab der an gebrochenem Herzen gestorbenen Sultanstochter Lalla Chafia weitere Bausteine ins Spiel gebracht, die das Geflecht aus Lüge und Wahrheit weiter verdichten und einen auf dieser gewiss nicht nur zufallsbestimmten Reise gefangen nehmen.
Letzten Endes ansprechend ist aber die Mixtur dieses Films, die Lelouch durch den Titel ankündigt wie eine Schau voller Wunder und Sensationen. Stimmt ja auch irgendwie. Rätselhaftes vermischt sich hier mit Abenteuer, Emotion mit Ironie, kriminalistischer Thriller mit zaghafter Romantik - und zwischen allem als Bindeglied die Musik. Und während der glänzend aufgelegte Jeremy Irons in der französischen Originalfassung, bien sûr, mit britischem Akzent reden darf, wundert man sich in der deutschen Synchronfassung über einen französischen Accent der in ihrem ersten Spielfilm hinter der Maske des Vergessens noch nicht
ganz geforderten Patricia Kaas - gesprochen von ihr selbst.
Rezens.: Thomas Volkmann