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Von französischen Mägdelein, orientalischen Räubern &

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20 Jahre 8 Monate her #16919 von dYlan
der Flucht aus dem Serail!

Vom Meer her wehte jetzt eine kühle Brise in den Speiseraum des Hotels. Den ganzen Tag über war es heiß und stickig gewesen, obwohl es bereits Ende Oktober war und ich hatte einige Hemden eingeschwitzt. Der Mann vom Touristenbüro hatte mir versucht das kleine Städtchen Tabarka zu zeigen, ein ziemlich unbekannter Badeort im Norden Tunesiens nahe der Algerischen Grenze. Viel zu sehen gab es dort allerdings nicht,. Das Hüttendorf am Strand war von allen Gästen verlassen. Es bestand aus kreisrunden, aus Beton gegossenen Bungalows mit einem Dach aus getrockneten Palmwedeln. Zwei Schaumgummimatratzen & eine Apfelsinenkiste als Nachttisch waren die ganze Ausstattung. Doch im Sommer sollte das Dörfchen trotz seiner einfachen Ausstattung angeblich immer ausgebucht sein. Dazu gab es noch ein größeres Amphitheater. Dort veranstaltete das tunesische Kleinstädtchen von Juli bis August ein Musikfestival mit ausgesuchten Künstlern. Für das kommende Jahr wollte ich das Festival in das Programm eines deutschen Jugendreiseunternehmens aufzunehmen.

Jetzt saßen wir im einzigen Hotel von Tabarka. Ich hatte mit meiner Kollegin gerade Abend gegessen und wir schwatzten noch etwas bei tunesischem Rotwein. Normalerweise hätte ich solch eine Tour alleine unternommen. Doch wenige Wochen zuvor hatten wir eine neue Sachbearbeiterin eingestellt, die zukünftig auch dieses Festival betreuen sollte und zur Einarbeitung nahm ich sie gleich mit. Annemarie war eine junge Französin, richtig schnuckelig anzusehen und sprach mit einem herrlichen Akzent. Dazu lachte sie mich immer aus, wenn ich meine geringen Französischkenntnisse auspackte und mit den Tunesiern um Kontingente, Preise & Transferkosten feilschte.

Ein junger Mann vom Nachbartisch erhob sich, kam zu uns herüber und fragte selbstbewusst, ob er sich setzen könne. Er trug einen weißen Kaftan und einen Turban auf dem Kopf, hatte einen massigen Körper und ein etwas schwammiges Gesicht und stellte sich als Student eines arabischen Emirates vor. Etwas großspurig winkte er den Kellner herbei und bestellte süßen Pfefferminztee für uns alle. Nach einer Weile belangloser Plauderei kam er zur Sache. Er hatte sich in die süße Annemarie verknallt & wollte sie abschleppen. Zuerst nahm er an, dass Annemarie und ich irgendwie verbandelt wären. Als er hörte, dass ich ihr Chef war, fing er an zu strahlen

Da in seinen Augen alles seinen Preis hatte, wollte er mit mir über die Höhe der Ablösesumme verhandeln. Annemarie wurde gar nicht gefragt. Für den Anfang bot er tausend US-Dollar und erhöhte im Gespräch langsam die Summe. Mir war die Sache ziemlich peinlich und ich reagierte brüsk auf solche Unverschämtheiten. Das störte ihn nur wenig, er meinte vielleicht, ich wolle nur den Preis weiter hochtreiben. Schließlich kürzte er die Verhandlungen ab, legte ein Bündel Geldscheine auf den Tisch und meinte, dass mit zehntausend Dollar der Handel doch abgeschlossen wäre. Er zog an Annemaries Ärmel und wollte mit ihr den Tisch verlassen. Ich brüllte ihn an und packte ihn am Kaftan.

Irgendwie hat er es dann doch geschnallt, dass meine Begleiterin unverkäuflich war. Jetzt wurde er richtig aggressiv und drohte auf Arabisch. Die Kellner stellten sich zwischen uns und einer meinte zu mir, dass es besser wäre, wenn wir uns schnell verziehen würden. Die Situation wäre für uns äußerst gefährlich und für unsere Sicherheit könne er nicht garantieren. Besser wir würden morgen in aller Frühe das Hotel verlassen. Wir verzogen uns auf unsere Zimmer. So hatte meine Exkursion mit Fräulein Annemarie eine unerfreuliche Wendung genommen. Und wir sind uns leider während der darauf folgenden Tage in Tunesien nicht näher gekommen, so sehr ich mich auch bemühte. Bei einer anderen Dienstreise haben wir später das Techtelmechtel nachgeholt, aber das ist eine andere Geschichte.

Ein paar Jahre später stutzte ich, als ich einen Stapel Neuerscheinungen in einem Plattenladen durchsuchte. Das Cover kam mir seltsam bekannt vor. Es war ein Foto des Hotels Mimosa in Tabarka, Tunesien. Genau dort – wo mir jenes arabische Arschloch die Kollegin abkaufen wollte. Und auch der Titel passte: The Survivor’s Suite. Denn auch wir hatten damals jenes Hotel nur mit Mühe überlebt. Keith Jarret war damals auch bei jenem Musikfestival in Tabarka aufgetreten und hatte wohl von dort das Cover-Foto mitgebracht. Klar – dass ich mir dieses Album sofort gekauft habe. Und es hat sich gelohnt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Keith Jarrett nur allein oder zusammen mit europäischen Künstlern klimpern gehört. Diese CD hatte er 1977 mit amerikanischer Besetzung aufgenommen und es ist ein sehr intimes, vielseitiges Album geworden. Mediative Teile werden durch freie Improvisationen aufgelöst, der All Music Guide vergibt dem Werk die Bestnote.

Manchmal, wenn ich Abends noch Musik höre & träumen will, dass greife ich zur Survivor’s Suite, schließe die Augen und träume von Tête-a-Têtes mit hübschen französischen Mademoiselles und wie böse orientalische Prinzen kommen, mir diese rauben wollen. Und von einer nächtlichen Flucht aus dem Serail.

Die Survivors’s Suite stelle ich ab morgen ins eMule-Netzwerk (eac-ape-covers). Wenn ihr mit mir träumen wollt, dann benutzt die Suchfunktion des Esels.

dYlan
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20 Jahre 8 Monate her #16922 von Dr.Spengler
Hallo dYlan,

danke für die interessante Geschichte
und die CD. 146/262 MB! :D

Gruß
Doc 8)

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