Es kann sein, dass es ein ganz subjektiver Eindruck ist. Aber mir scheint, dass die meisten Improvisationen im Jazz sich eher in Moll oder Kirchentonarten abspielen. In reinem Dur dagegen lassen sich schwer eigene Töne finden. So kommt es, dass wenn der Melodieteil eines Jazzstücks in einer Dur-Tonart stattfindet, bei der Improvisation man sich im Moll zusammenfindet. Das ist aber ein rein empirisch ermittelter Eindruck meinereiner & keineswegs musikwissenschaftlich abgesichert.
Doch tatsächlich haben mich immer Künstler fasziniert, die es geschafft haben, sich auch in Dur wohl zu fühlen. Der frühe Keith Jarrett war so ein Musiker, auch ein Jan Garbarek schaffte das zuweilen oder der Gitarrist Pat Metheny. Mein Nachbar, ein Jazzkenner, widersprach mir dagegen entschieden & kritisierte unlängst all die süßliche Harmonien in der von mir so gelobten Musik.
Die Musik aus dem südlichen Zipfel Afrikas wurde ob ihrer einfachen Mehrstimmigkeit in Dur-Tonarten weltweit bekannt. Und so kam es, dass ich auch Musiker aus Südafrika immer mochte, die Musik ihrer Heimat mit der Virtuosität des Jazz verbanden. Solch einen Musiker möchte ich Euch heute vorstellen.
Chris McGregor ist in der Transkei in Südafrika als Sohn einer (weißen) Missionarsfamilie aufgewachsen. Er studierte an der Miltärakademie in Kapstadt Klavier – doch seine Zukunft wurde das nicht. Zusammen mit einigen der besten (schwarzen) südafrikanischen Jazzmusikern gründete er die legendäre Gruppe „Blue Notes“ – doch auf Grund der Rassentrennung verließ McGregor das Land und ließ sich später in Südfrankreich nieder.
Seine „Brotherhood of Breath“ war eine wilde Horde von genialen Jazzbläsern, die mich mit ihren dynamischen Bläsersätzen, ihrer Verbindung aus Jazz & den südafrikanischen Wurzeln, immer faszinierten. Freier Jazz und die Tanzmusik des afrikanischen Ghettos bildeten eine ganz selbstverständliche Einheit und stellte damit sowohl Jazzpuristen wie auch die Leute zufrieden, die zu eingängiger Musik gerne ihren Körper bewegen.
Mein Lieblingsalbum von Chris McGregor kann ich Euch leider nicht anbieten. Es lag mir nur als Schallplatte vor & die Sammlung habe ich vor kurzem an meine Verflossene abgetreten. Die CD „County Cooking“ ist so weit ich weiß eine der letzten Aufnahmen des 1990 verstorbenen Musikers, mir persönlich sind die Aufnahmen etwas zu glatt und ich vermisse die anarchischen Improvisationen der frühen „Brotherhood“. Das ist aber reine Geschmackssache und die CD ist allemal einen fünf Sterne Download wert.
Chris McGregor Brotherhood Of Breath – Country Cooking (1988)
1. 5:13 Country Cooking
2. 7:34 Bakwetha
3. 6:21 Sweet As Honey
4. 6:56 You and Me
5. 3:50 Thunder in the Mountain
6. 7:14 Big G
7. 10:05 Maxine
8. 8:37 Dakar
Ab morgen im eMule (eac secure mode – ape – cover) & in jeder gut sortierten CD-Handlung erhältlich.
dYlan