Meine gar so bürgerlichen Eltern müssen wir arg genervt haben - mein Bruder und ich. Wollten sie doch, dass wir braven Buben früh ein Instrument lernten und zu ihrem Plaisir hin und wieder etwas vortragen sollten. Doch natürlich kam alles anders. Machte noch mein Bruder als Trompeter eine ordentliche Karriere vom örtlichen Posaunenchor der Kirchengemeinde zum bezahlten Tröter eines Bläserquintetts bei Beerdigungen oder bei Geburtstagsständchen, verweigerte ich bald meiner Klavierlehrerin die Gefolgschaft und versuchte mich mit Banjo und Gitarre in der Jazzgruppe unserer Schule.
Viele Plattencovers sind langweilig und schlecht gemacht. Nur wenige Künstler verschaffen ihren Alben auch eine angemessene optische Präsentation. Doch manchmal können auch Hörer zu Covers die passenden Geschichten liefern, wie eine Erzählung unseres Mitglieds dYlan beweist.
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Ende der fünfziger Jahre bewegte sich das Repertoire der Jazzgrößen auf einem Niveau, das vor allem bezüglich des harmonischen Grundgesrüsts kaum noch Spielraum aufwies. Mit immer komplizierteren Harmoniefolgen forderten sie ihr improvisatorisches Talent und ihren musikalischen Intellekt heraus. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Coltrane-Komposition "Giant Steps", aufgenommen 1959, die auf dermaßen vertrackten Harmoniefolgen basiert, dass selbst erfahrene Musiker kaum in der Lage sind, halbwegs passabel darüber zu improvisieren. (Zeichnung: furibond)
Außerhalb der USA faßte der Jazz vor allem in Frankreich Fuß. Hier war man dank der Nightclub- und Cabaret-Tradition, sowie einer gewissen Rassentoleranz, der frechen neuen Musik gegenüber viel aufgeschlossener als etwa im engstirnigen Großbritannien. Eine Gruppe von Jazzfans gründete 1932 unter dem Vorsitz des Schriftstellers und Kritiker Hugues Panassie Europas ersten Jazzclub, den Hot Club de France. Zu Anfang redete man nur und hörte Schallplatten, doch 1934 gründete der Club sein eigenes Jazzquintett. Einer der drei Gitarristen war Django Reinhardt (1910 - 1953 ), der Violinist war Stephan Grappelli ( 1908 -1997).
Hatte Armstrong den Jazz von der Unterhaltungsmusik zur Kunstform erhoben, so machte Charlie "Bird" Parker ( 1920 - 1955 ) ihn zur Sache der Avantgarde. Für den Jazzkritiker ( und Dichter) Philip Larkin gehörte Parker mit Ezra Pound und Pablo Picasso zu den Hohenpriestern der Moderne mit seiner höchst unschönen Musik, die sich in 50 Jahren " von Lacaux zu Jackson Pollock " bewegt hatte.
Parker spielte mit allen großen Bop - Musikern wie Trompeter Dizzy Gillespie ( 1917 - 1993 ), Bassist Charles Mingus ( 1922 - 1979 ) sowie den Pianisten Thelonious Monk ( 1917 - 1982 ) und Bud Powell ( 1924 - 1966 ). Eines der wichtigsten Quintette entstand mit dem jungen Miles Davis ( 1926 - 1991 ) an der Trompete, dem Schlagzeuger Max Roch ( geb. 1925 ), einem Schüler von Kenny Clarke, der die Musik mit ungestümer Polyrhythmik vorantrieb, dem Pianisten Duke Jordan ( geb. 1922 ), der sich Bud Powells Bop-Techniken angeeignet hatte, und dem Bassisten Tommy Potter ( 1918 - 1988 ). J.J. Johnson ( geb. 1924 ) zeigte, daß selbst die behäbige Posaune mit den Anforderungen des schnellen Bop fertig werden konnte.
Was Louis Armstrong für die Trompete und Sidney Bechet für das Sopransaxophon leisteten, das leistete Coleman Hawkins (1904-1969) für das Tenorsaxophon. Vorgänger besaß er im Grunde keine, denn im frühen Jazz hörte man das "plumpe" Tenorsaxophon neben den geschmeidigen Klarinetten und den strahlenden Trompeten nur selten. Doch nach Hawkins bestimmte es wie kein anderes Instrument den Jazzsound, für die meisten ist sein emotionaler, majestätischer Klang sogar gleichbedeutend mit Jazz.
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann gibt es hier neue Beiträge. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. "Verbrennt mich!" schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, "nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!" Schließlich floh er in die USA - dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Jetzt kann man sich auch bei Amazon mit mp3-Musik eindecken. Die Titel sind mit 256 kBit/s kodiert, angeblich hält das Internet-Versandhaus über fünf Millionen Stücke vorrätig. Will man einzelne Titel herunterladen, dann geht das ohne extra Software. Doch für ganze Alben muss man den Amazon-Downloader installieren. Auch hier wird der Verbraucher wieder unnötig gegängelt.
Angeblich gäbe es im Moment 2000 Alben zum Einführungs-Sonderpreis für unter fünf Euro, doch im Gegensatz zu Saturn konnte der Autor keine finden, die seinem Musikgeschmack entsprechen. Selbst olle Kamellen sind deutlich teurer.
Keine Ahnung wie sich die mp3-Preisgestaltung im Einzelnen gestaltet: Fast 10 Euro für ein Album, das schon einige Jahre auf dem Buckel hat, sind ein deutlich überhöhter Preis. Da die Distribution via Internet fast nichts kostet, wird die Beute wahrscheinlich hauptsächlich zwischen Händler und Plattenfirma verteilt. Es wäre interessant zu wissen, wie viel davon bei den beteiligten Künstlern ankommt.
Der Lernprozess im Musikbusiness scheint noch nicht abgeschlossen.
OskarMaria, 01.05.2009
Lhasa de Sela, musikalische Grenzgängerin zwischen Mexiko und Kanada, arbeitet an einem neuen Album. Das teilt zumindest ihre Webseite mit, die ansonsten aber kaum etwas inhaltlich zu bieten hat. Das Album soll am 21. April 2009 in Europa erscheinen, mehr Informationen dazu gibt es aber nicht. Als kleine Kostprobe wird allerdings eine Singleauskopplung angeboten, die musikalisch gesehen, Altbekanntes von der Sängerin bietet, die wir aber trotzdem unseren Lesern nicht vorenthalten wollen:
Oskarmaria, 24.03.2009
Im Internetshop der Kaufhauskette Saturn gibt es bis Ende März Sonderangebote. Alben können für fünf Euros als mp3 ganz ohne Kopierschutz und lästige Zwangssoftware heruntergeladen werden. Der Autor hat den Download-Laden gerade mal getestet. Tatsächlich finden sich auch seltene Titel im Angebot, die es als CDs nicht mehr gibt. Man muss sich registrieren, kann dann per Kreditkarte oder per Lastschrift bezahlen. Nach der Kasse bekommt man einen Link zum Download, den man bis zu drei Mal wiederholen kann. Beim Autor gab es Schwierigkeiten. Die ersten beiden Downloads blieben alle hängen, erst beim Dritten klappte es. Die Geschwindigkeit war allerdings dürftig - immer wieder stockte das Herunterladen und setzte sich erst nach längeren Pausen wieder fort.
OskarMaria, 13. März 2009
Die professionell mitgeschnittenen Konzerte von Fabchannel waren wohl den Musiklabels ein Dorn im Auge. Nach Angaben von Justin Kniest von Fabchannel, hätten immer mehr Labels die Veröffentlichung verboten. So dass für Fabchannel kaum noch interessante Mitschnitte übrig blieben. Doch der Autor vernutet, dass es sicher auch andere kommerzielle Hintergründe gibt, denn Fabchannel lag kein stimmiges Geschäftsmodell zugrunde und hatte wohl auch keinen potenten Investor im Hintergrund.
OskarMaria, 06.03.2009
Grooveshark ist ein neues Musik-Webangebot, das sich gut als Alternative zu youtube benutzen lässt - eben ohne bewegte Bilder. Der Dienst hält ein breites Angebot an Musikstücken bereit. Bei einem kurzen Test wurde der Autor in drei von vier Fällen auch fündig. Ist man dort registriert, kann man die ausgewählten Songs zu Playlisten zusammenfassen und über das Internet auf den heimischen Rechner streamen. Die Qualität ist ordentlich - immerhin bekommt man die Daten mit 192 kbit kodiert. Mit einem Applet lassen sich die Songs auch auf der eigenen Webseite einbinden. Mal sehen, wie lange das Angebot bestehen bleibt. Tatsache ist allerdings, dass man inzwischen fast jedwede Musik legal und kostenlos via Internet beziehen kann.
OskarMaria, 05. Februar 2009.