John Patitucci - The Heart Of The Bass (1992)

Ein Freund meinte vor ein paar Tagen, dass der Pianist Chick Corea in Deutschland so gut wie ein Auftrittsverbot habe. Der Grund wäre, dass seine Mitgliedschaft und auch seine Werbung für die Scientology Church viele deutsche Veranstalter von einer Einladung abschrecken ließen.

Damit keine Zweifel aufkommen – ich kann diese Sekte auch nicht ausstehen. Doch sie ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie unsere Medienlandschaft funktioniert. Irgendwann mal haben ein paar Journalisten entdeckt, dass in einer norddeutschen Großstadt ein paar Sektologen versucht haben, sich einer Partei und einigen Wirtschaftsämtern auszubreiten, schon machten überall Wichtigtuer Jagd auf Sektenmitglieder. Dabei zeigte dieses Beispiel auch, dass sich solche merkwürdigen Gemeinschaften meist nicht lange halten. Als öffentlich zum Halali geblasen wurde, war die Sekte bereits im Abwind.

Der Bassist John Patitucci war lange Mitglied der Stammbesetzung von Chick Coreas Ensemble. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum er hierzulande weniger bekannt ist – er durfte ja nicht auftreten. Und Chick Corea hat auch seine 1992 erschienene CD produziert, die ich Euch hier kurz vorstellen will.

John Patitucci - The Heart Of The Bass

Mann könnte das Album genau so unter der Rubrik “Klassische Musik” vorstellen, denn John Patitucci spielt geradezu einen kammermusikalischen Jazz. So verwundert es dann auch niemand, dass sich unter die einzelnen Stücke ein Bach Präludium geschmuggelt hat. Patitucci setzt seinen Bass als vollwertiges Instrument ein, ist nicht eben nur der Begleiter anderer Musiker, jemand der nur die unteren Tonregionen mit ein paar Akkorden unterlegt.

So ist ein sehr dichtes, stimmungsvolles Album entstanden, das gut zu den grauen Herbsttagen passt, die uns bald erwarten. Und weil die komplette CD gerade durch den eMule geistert, will ich sie Euch ans Herz legen.

dYlan
:edonkey: