>

                                         

Miles Davis: The (Complete) Birth Of The Cool (1949/50)

Mehr
20 Jahre 7 Monate her #16364 von dYlan

Eine Legende ist wieder greif- und nachprüfbar. Im kollektiven Bewußtsein der Jazzgemeinde markiert das Album mit dem suggestiven Titel den quasi schlagartigen Einstand von Miles Davis als Leader, womit gleichzeitig ein neuer Jazzstil in die Welt kam. Tatsächlich aber handelte es sich um eine längere Geburt, und das Kind hat mehrere Eltern, was die Geschichte um so spannender macht.

Eine Gruppe Musiker, wenig älter als zwanzig, haben in dem etwas älteren Arrangeur Gil Evans einen Mentor und in ihrem Altersgenossen Miles Davis einen ebenso beherzten wie musikalisch visionären Organisator gefunden. Tief vom Bebop geprägt wollen sie dessen einseitige, die kompositiorischen Möglichkeiten vernachlässigende, am Solisten orientierte Virtuosität überwinden und in eine Balance mit den feinsinnig arrangierten Klangmöglichkeiten einer Großformation bringen. Eine Nonett-Besetzung mit Trompete, Posaune, Horn, Tuba, Alt- und Baritonsaxofon, Klavier, Baß und Schlagzeug erweist sich als ideal. Miles Davis' kühler Trompetenton prägt das Klangideal ebenso wie die Arrangierkunst Gil Evans', obschon die meisten Arrangements von Gerry Mulligan und John Lewis stammen.

Bei einem Auftritt 1948 im Royal Roost beeindruckt die Band zwar die Musikergemeinde, das Publikum aber ignoriert die Musik. Zum Glück hat Miles Davis einen Vertrag mit Capitol für zwölf Single-Seiten, und so entstehen zwischen Januar 1949 und März 1950 als Singles die Aufnahmen, die erst 1957 unter dem legendären Titel als LP veröffentlicht werden sollen. Auch wenn es kleine Abweichungen von der Live-Besetzung gibt, die Hauptsolisten sind die gleichen, neben Miles Davis vor allem Gerry Mulligan und Lee Konitz.

Die jetzt veröffentlichte CD vereinigt alle Studioaufnahmen mit dem bisher nicht legal erhältlichen Live-Material aus dem Royal Roost. Das Konzert zeigt - vielleicht weil hier nicht das Diktat der Zeitbegrenzung auf eine Single-Seite herrscht - eine Band, die ein hohes Maß an Integration von Improvisation und Komposition/Arrangement verwirklicht, aber in den durchaus noch feurig virtuos boppenden Passagen ihr Ziel noch nicht ganz erreicht hat. Die Studioaufnahmen hingegen sind von einer ausgeglichenen Reife und einer idealtypischen Durchdrungenheit von Geschriebenem und Improvisiertem, wie es erst fast eine Dekade später in der erneuten Zusammenarbeit von Miles Davis und Gil Evans erreicht werden sollte.

Doch in dieser herrlichen Balance bewegt sich eben nicht nur ein Miles Davis, sondern ein Lee Konitz, ein Gerry Mulligan, ein John Lewis und ein J.J. Johnson. Trotz oder gerade dank der Zeitbegrenzung ist jedes Stück eine konzentrierte Meister-Miniatur und zumindest im Falle von Gil Evans' Arrangement von „Moon Dreams" ein Meisterwerk. Angesichts der Reife und andauernden Wirkung dieser Aufnahmen erscheint die Jugend der Beteiligten unglaublich. Aber vielleicht ist es ja das Privileg (und eine Verpflichtung) der Jugend, sich über Jahre hingebungsvoll einem idealen Entwurf zu widmen.


Ich habe es mir heute mal einfach gemacht und den kompletten Text zur CD übernommen. Wie auch immer - die CD gibt es zur Zeit beim eDonkey im Original (APE) zusammen mit dem Cover zu einem günstigen Preis. Nur der Titel ist falsch (Miles_Davis_-_The_Complete_Rebirth_Of_The_Cool_EAC_APE_(azaro)_.rar), müsste birth statt rebirth lauten.

dYlan
:edonkey:

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

Mehr
20 Jahre 6 Monate her #16407 von Kater Carlo
Diese CD ist zwar "complete", da zusätzlich zu den bekannten Studioaufnahmen noch die Konzerte aus dem Royal Roost drauf sind, doch die seither erschienene RVG-Edition von "Birth of the cool" klingt deutlich besser als die bisherigen CDs, da Rudy Van Gelder die originalen Masterbänder verwendet hat.

"Note: All previous reissues of this material have been derived from the 1957 12-inch LP master, which turns out to be second or third generation.

The original tapes of each tune were filed individually and sound considerably better. Rudy Van Gelder returned to these masters, transferred them in 24bit to digital and worked his sonic magic. The result is a clearer and more present sound than ever before on these classic recordings" (Michael Cuscuna, 2000)

Carlo

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: CharNodeSilberdistelloggejuke_boxcntrMorPHeus
Zum Seitenanfang