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Ringsgwandl: Vogelwild + Trulla Trulla + Gaudibursch Hinduku

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18 Jahre 3 Monate her #17718 von karla
Neulich war ich auf einem Konzert von Ringsgwandl und war mal wieder hin und weg. Besonders sein neuer Song 'Reiss die Hüttn ein!' hat mir sehr gut gefallen. Leider sind viele seiner CD's vergriffen. Drei von ihm nenne ich mein eigen.

Ringsgwandl?


Ringsgwandl? Eigentlich ein origineller Künstlername, möchte man meinen. Aber nein, die Familie Ringsgwandl ist im Raum Bad Reichenhall alteingesessen, sozusagen urbayerisches Gestein. Und wenn sich Georg Ringsgwandl, Jahrgang 1948, selbst als „soziologischen Komposthaufen“ mit „einem Gehirn als Sondermülldeponie für alle möglichen Ideen“ bezeichnet, dann scheint ihm dieses Etwas an Schrägheit fast in die Wiege gelegt worden zu sein. Schon sein Vater Franz RingsgwandlXaver ließ sich trotz eines überdimensionalen Beschäftigungsradius als Tapezierer, Polsterer, arbeitslos, Soldat, Schwerkriegsbeschädigter, Häuslbauer und Postbote niemals vom Bergsteigen und der Malerei abbringen.

Dabei ersteigt Georg Ringsgwandl die Sprossen seiner Karrierelaufbahn anfänglich eigentlich recht konventionell. Für einen angestrebten Klavierunterricht gibt es zuhause kein Geld, statt dessen präsentiert eine Tante dem achtjährigen Georg eine Zither. Fünf Jahre Unterricht auf diesem Instrument reichen für Soloauftritte auf diversen Kaffeekränzchen und Heimatabenden aus. Ein Lehrer seines Gymnasiums entpuppt sich zur Überraschung der Schüler als Jazzfreak, und um in der neugegründeten New-Orleans-Dixie-Band mitwirken zu können, erlernt Ringsgwandl, nun bereits 14jährig, das Posaunespielen, denn genau dieses Instrument wird noch gebraucht. Parallel dazu mischt er als Vokalist in einer der damals allerorts hochsprießenden Beatbands mit. Bis er mit 18 Jahren an Tuberkolose erkrankt, was einen einjährigen Aufenthalt in einem Sanatorium in Berchtesgaden notwendig macht.

Aus gesundheitlichen Gründen muss die Posaune zur Seite gelegt werden, die Lunge macht einfach nicht mehr mit. Ringsgwandl greift stattdessen zur Gitarre. In jener Zeit, ca. 1966-67, beginnt Ringsgwandl auch mit dem Schreiben von eigenen Liedern. Vor allem Bob Dylan und die Beatles dienen dabei als seine geistig-musikalischen Vorbilder, wenngleich die Texte durchaus hochdeutsch oder im bayerischen Dialekt sind. Es folgen mehrere Auftritte auf den trendsettigen Folkfestivals der ausgehenden 60er Jahre ganz in Anlehnung an weitere Vorbilder wie Pete Seeger oder Arlo Guthrie. Trotz dieses künstlerischen Strebens stellt sich jedoch für Ringsgwandl, der seine Lieder einfach irgendwie „ausprobieren“ will, wenig Erfolg ein, denn „des hot koan Typn damois intressiert“. Resultate aus dieser frühen kreativen Periode sind übrigens auf dem 1993 erschienenen Album „Staffabruck“ nachzuvollziehen.

Nach dem Besuch des Gymnasiums möchte Ringsgwandl „etwas von der Welt sehen“, so geht er erst zweieinhalb Jahre nach Würzburg, dann nach Kiel, möglichst weit weg von Zuhause, und widmet sich dem Studium der Medizin, das er schließlich als Internist und Kardiologe abschließt. Einen Aufenthalt in Berlin 1975-76 als Assistenzarzt benutzt Ringsgwandler neben seiner hauptberuflichen Beschäftigung als Mediziner zum „Proben mit verschiedenen Musikern“. Ein erster Plattenvertrag der „Ringsgwandlband“ bei Elektrola, eine der damals führenden Schallplattenfirmen, führt schließlich zu einer Single; 200 Rezensionsexemplare, immerhin 300 verkaufte Platten und 500 weitere Werbeexemplare machen jedoch ein Einstampfen dieses ersten konkreten Plattenprojektes notwendig. Übrig bleiben ein Schuldenberg von 30.000 Mark und die Erkenntnis, dass sich Geld vielleicht besser als Arzt verdienen ließe.

So kommt Georg Ringsgwandl alias Dr. Ringsgwandl nach München, zuerst in eine Forschungsabteilung der Pharmakologie, dann als Facharzt an die Universitätsklinik in Großhadern. Bis zu 15-stündige Arbeitstage („des Kranknhaus war hoit a echta Schindaladn“) geben ihm in den kommenden sechs Jahren wenig Zeit für die künstlerische Betätigung, vielleicht zwei bis drei neue Lieder im Jahr oder einen etwa halbstündigen Auftritt im Monat in einer Münchener Kleinkunstbühne wie z.B. im „Muh“ oder im „Robinson“. Wenngleich seine Lieder nun beim selektiven Publikum relativ gut ankommen, nimmt er Ende 1984 eine Stelle als Chefarzt im Garmischer Krankenhaus an. Mittlerweile ist man ja verheiratet, seit 1983. Seine Frau Christiane ist ebenfalls Ärztin, außerdem sei die Tochter Lena finanziell abzusichern.

Der dreifache Vater und 17-jährige Ehemann hat sich inzwischen einen Namen gemacht als Künstler, Kabarettist und Volkssänger, der in seinen Liedern "die Gesellschaft verarbeitet wie die Sau in der Wurst." Bissig, ironisch, sarkastisch sind seine Texte über die Probleme des einfachen Mannes, die Welt scheint schlecht, Ekel & Abschaum. Im Mittelalter wäre er als Ketzer wohl auf dem Scheiterhaufen gelandet, heute darf er ungestraft den Grand Prix als "moderne Grausamkeit" und Pendant zur "öffentlichen Hinrichtung" bezeichnen.

Mittlerweile sind sieben Platten von Ringsgwandl erschienen, die letzte - "Grache Wurzn" - im März 2001. Er gehört jedoch eher zu den Musikern, die ihr Publikum live ansprechen. Seine Auftritte sind immer mit Kabarettnummern gespickt, er macht eine Gaudi auf der Bühne, wirft sich in abgedrehte Kostüme und propagiert bayrische Mundart im deutschsprachigen Raum.

Ringsgwandl ist ein feiner Beobachter gesellschaftlicher Abgründe, er stellt die Alltäglichkeit des Lebens bloß und spricht aus, wofür sich der Rest zu schade ist: "Ich bin ein gesamtgesellschaftliches Seismometer und meine Nadel schreibt die Songs. Mein Hirn ist ein Radiowellenempfänger und mein Maul der Lautsprecher, der die empfangenen Strahlen in Geschichten verwandelt." Nur Prediger will er nicht sein. Wenn er auch bitterböse Momentaufnahmen macht, das Schöne am Leben sei, "dass es so dahinwackelt". Lieber ein einfacher UPS-Fahrer, der sich darüber freut, sein Paket rechtzeitig abzuliefern, als die schöne heile und vor allem langweilige Welt der Verona Feldbuschs: "Das wär nicht auszuhalten."

So sieht sich Ringsgwandl als "Multidilettant", der "mehr oder weniger grausam singt" und seine Lieder davor bewahrt, Truckerhits zu werden, indem er "textliche Notbremsen" einbaut. Erstaunlich nur, dass die Gesellschaft so einen verträgt, wenn sie so ist, wie Ringsgwandl sie sieht.


www.georg-jahn.de/RINGSGWA/munz0498.htm
www.ringsgwandl.de

Vogelwild (1992)



Inhalt:
Wia de Johr vorbeigehn
Sekt
Apokalypse Berlin
Hühnerarsch, sei wachsam
Der Stau
Schöne Frau
Zeitalter der Toagbatzen
Hoaße Nudl
Arme, oide Bedienung
Sechse in der Früh
Professor
Kasperl oder Genie


Der Gaudibursch vom Hindukusch (1996)



Inhalt:
Der Gaudibursch vom Hindukusch
Flash Master R.
Sinkertime am Walchensee
Blumenrabattenkontrolleur *
Da grillt wer
Das Müllstrafenregister *
Geißnmaß und Hühnerhirn
Fernsehsprecherin
Die Alte
Die Skorpionratte *
Sepp
Laufen, laufen! *
Armes, kleines Unterhoserl
Anders
Schlag/obers/fertigkeit *
Welt vernetzt
Prall in Kiel *
Wo dahoam
Der Russ


Trulla! Trulla! (1989)



Inhalt:
Wuide unterwegs
Heavy Metal Landler
Straßenköter
Cafe'
Nix mitnehma
Der Placido Domingo
Disco
Gaggerlfidel
Mir baun
Aids net kriagn
Luxusschnoin

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18 Jahre 3 Monate her #17719 von raskolnikov
aha....

Leider sind viele seiner CD's vergriffen


okay ---> 2 vergriffene liegen hier im archiv:

das letzte -1986
die tankstelle der verdammten- 1995




und noch 2 extras:
gache wurzn - 2000
staffabruck -1993




bei bedarf---> PN

mfg
raskolnikov aka dirk :wink:

Noise annoys, music can be amusing and silence is a rhythm too
alle menschen sind ausländer - fast überall

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18 Jahre 2 Monate her #17724 von karla
Raskolnikov, ich fange an, dich zu lieben :lol: :oops: :wink:

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