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Für die Einspielungen des zweiten Verve-Albums "Closer" trommelte der sechsfache Grammy-Gewinner u.a. dieselbe All-Star-Band zusammen, die ihn auch schon auf seinem Verve-Debüt unterstützt hatte: Larry Goldings (E-Piano & Orgel), Mike Mainieri (Vibraphon), Russell Malone (Gitarre), Christian McBride (Baß), Steve Gadd (Schlagzeug), Gil Goldstein (Piano & Akkordeon) und Luis Quintero (Percussion) bilden erneut den Kern des Teams, das zudem wieder durch zwei legendäre Strippenzieher hinter den Kulissen - Produzent Stewart Levine und Toningenieur Joe Ferla - verstärkt wurde. Als Gast ist in einem Stück außerdem der Saxophonist Bob Sheppard zu hören, der Mitte der 80er Jahre als Mitglied von Scott Hendersons Band Tribal Tech bekannt wurde und seitdem musikalisch zweigleisig fährt: als Sideman von z.B. Freddie Hubbard, Chick Corea, Kurt Elling, Michael Bublé und Joe La Barbera macht er reine Jazzaufnahmen, als Begleiter von Rickie Lee Jones, Steely Dan, Manhattan Transfer, Leonard Cohen u.v.a. distinguierte Popmusik.
David Sanborn beginnt "Closer" mit einer ebenso coolen wie temperamentvollen Interpretation des von Gil Fuller und Chano Pozo geschriebenen und durch Dizzy Gillespie weltbekannt gewordenen Latin-Jazz-Klassikers "Tin Tin Deo". Diesem fulminanten Auftakt folgt Horace Silvers Evergreen "Señor Blues", der mit einem quasi afrikanischen Groove versehen wurde. Von dem Hardbop-Pianisten spielt Sanborn mit "Enchantment" später auch noch eine weitere bezaubernde Komposition.
Einer der Höhepunkte von "Closer" ist sicherlich die absolut traumhafte Version des James-Taylor-Hits "Don't Let Me Be Lonely Tonight", bei der die junge Sängerin Lizz Wright beweist, weshalb sie derzeit als eines der hoffnungsvollsten Talente des zeitgenössischen Jazz gefeiert wird. Danach legt Sanborn scheinbar seinen ganzen Herzschmerz in Charlie Chaplins ebenso charmante wie melancholische Ballade "Smile". Der überraschendste Song des gesamten Repertoires ist aber zweifellos Abdullah Ibrahims (vormals Dollar Brand) heitere südafrikanische Hymne "Capetown Fringe".
Abgerundet wird diese eklektische Kollektion von Jazzstandards durch Tommy Wolf und Fran Landesmans "The Ballad Of The Sad Young Men" (die durch Anita O'Day Unsterblichkeit erlangte, aber auch schon von Popgrößen wie Rickie Lee Jones bemerkenswert interpretiert wurde), Nat Simon und Buddy Berniers faszinierenden Song "Poinciana" (den der Pianist Ahmad Jamal Anfang der 50er Jahre zu einem wahren "Jazzhit" gemacht hatte) und die romantische Ballade "You Must Believe In Spring" von Michel Legrand, Alan Bergman, Marilyn Bergman und Jacques Demy. Schließlich gibt es auf "Closer" aber auch noch zwei neue Eigenkompositionen des Saxophonisten, die sich nahtlos in dieses Standardprogramm fügen: "Another Time, Another Place - Fog" und "Sofia" sind zwei wunderbare Beweise dafür, daß Sanborn nicht nur leicht eingängige Rhythm'n'Blues-Nummern zu schreiben versteht, sondern auch komplexere Jazzkompositionen mit großem Tiefgang und raffinierten Harmonien entwerfen kann.
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OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann gibt es hier neue Beiträge. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. "Verbrennt mich!" schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, "nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!" Schließlich floh er in die USA - dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
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